
Werkverzeichnis
Orchesterwerke
op. 27
KONZERT (1983) für Horn und Orchester
(15‘) Boosey & Hawkes Bote & Bock, Berlin,
(Hornsolo – 3,3,3,3 – 4,3,3,1 – Schlagz. – Str.)
Kompositionsauftrag der Stuttgarter Philharmoniker
UA 12.7.1983, Stuttgart,
Hermann Baumann (Horn), Stuttgarter Philharmoniker (Hans Zanotelli)
SDR 1984, Radio Brisbane 1987, WDR 1991,BBC 1992, SFB 1994
BAYER RECORDS BR 100 040 → CD
CAPRICCIO CD 10443 → CD
BAYER RECORDS BR 100 024 → CD
→ Text
27
KONZERT (1983)
für Horn und Orchester
Hans Georg Pflüger schrieb das zweisätzige Hornkonzert im Auftrag der
Stuttgarter Philharmoniker und des Landes Baden-Württemberg.
Der Hornist Hermann Baumann, seit vielen Jahren Freund und Förderer
Pflügers Musik hat – neben anderen Hornkompositionen des Komponisten
– auch dieses Werk angeregt; ihm ist es auch gewidmet. Die Uraufführung
fand am 12. Juli 1983 im Konzerthaus Stuttgarter Liederhalle mit Hermann
Baumann und den Stuttgarter Philharmonikern unter Hans Zanotelli statt.
Pflüger hat die ursprüngliche concerto-Idee wieder aufgenommen, die zum
Ziel die Darstellung der ganzen Skala von Ausdrucksmöglichkeiten und die
Erprobung der technischen Finessen, das „executieren“ des Soloinstrumentes
zum Inhalt hat – immer in homogener Einbindung in die Komposition. Die
horntechnisch ungemein anspruchsvolle Komposition stellt ein Kompendium
horntechnischer Möglichkeiten dar, z.B. gleichzeitiges Singen und Spielen,
alle Arten von Glissandi und des Stopfens. Bei aller technischen Bravour
jedoch dominiert die gesangliche, fast romantische Werkanlage – eine
Reminiszenz an die Funktion und klanglichen Signalcharakter des Horns jener
Epoche – wie auch eine Synthese technischer Spielfreude und klanglicher
Expressivität.
Der erste Satz in überwiegend raschen Zeitmaßen ist rhapsodisch-konzertant
angelegt. Aus Kleinstintervallen bauen sich – wellengleich – Akkordballungen
auf, zarteste Klangflächen konkurrieren mit brachialen Klangattacken und
das Horn wird von den tiefsten Pedaltönen unvermittelt bis in die höchsten
tonlichen Grenzbereiche emporgetrieben.
Der zweite, langsame Satz ist von choralartiger Thematik, die mittels
Clustertechniken und weiträumig auseinandergezogenen Intervallen in
der Hornstimme verfremdet ist und verborgen bleibt. Die Lyrismen und
gesanglichen Partien nehmen bewußt den Schönklang in Kauf, der aus einer
solchen Anlage resultiert. Die knappe und komprimierte Tonsprache prägt das
Klangbild durch Spannung, die nicht durch rhythmisches und dynamisches
Vorwärtsdrängen wie im ersten Satz entsteht, sondern durch eine innere,
meditative Intensität, die Solist und Orchester zu einer konzentrischen
Rundung das Gesamtwerkes führt.
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op. 32
CAPRICCIO (1985) für Orchester
(6‘) (LP) (2,2,2,2 –4,2,3,0 – Schlagz. – Str.)
Kompositionsauftrag des Sinfonieorchesters der Stadt Ludwigsburg
1. Preis beim 1. Baden-Württembergischen Laienorchester-Wettbewerb
UA 8.12.1985, Ludwigsburg
Sinfonieorchester der Stadt Ludwigsburg (Siegfried Bauer)
SDR 1986
→ Text
32
CAPRICCIO
für Orchester
Das CAPRICCIO (1985) für Orchester
entstand auf Anregung des Dirigenten
Siegfried Bauer und ist ihm und seinem
Sinfonieorchester der Stadt Ludwigsburg
gewidmet.
Es sollte eine bewußt kurze und trotzdem
facettenreiche Komposition entstehen,
die auch von nichtprofessionellen
Orchestern bewältigt werden kann und
trotz aller zeitlichen Gedrängtheit den
verschiedenen Orchestergruppen „Raum
und Zeit“ einräumt – unter Einbeziehung
der klanglichen Möglichkeiten unserer
Zeit; eine Orchesterkomposition - frei
in Form und Inhalt- also ein echtes
CAPRICCIO.
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op. 38
„STRAHLENDE PFORTE“ (1989)
für großes Orchester
(15‘) EDITION TONGER GmbH, Karlsruhe
(3,3,3,3 – 4,4,3,1 – Schlagz. - Str.)
Kompositionsauftrag der Stadt Bietigheim-Bissingen
UA 19.10.1989, Bietigheim
Stuttgarter Philharmoniker (Wolf-Dieter Hauschild)
CADENZA BAYER RECORDS CAD 800 885 → CD
→ Text
38
„STRAHLENDE PFORTE“ (1989)
für großes Orchester
Der Titel „Strahlende Pforte“ ist nicht
unbedingt programmatisch oder gar
apokalyptisch, sondern eher assoziativ zu
verstehen: so deckt er sich offensichtlich
mit strahlenden Bläser-Klangbildern oder
mit anderen eruptiven Klang-Entwürfen.
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op. 39
KONZERT (1989) für Violine, Violoncello und Orchester
(30‘) Boosey & Hawkes Bote & Bock, Berlin
(Vl, Vc Soli – 2,2,2,2, - 3,3,2,0 – Schlagz. – Str.)
Kompositionsauftrag des SDR Stuttgart
UA 22.3.1990, Stuttgart
Saschko Gawriloff (Violine), Siegfried Palm (Violoncello)
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (Werner Andreas Albert)
SDR 1990
CADENZA BAYER RECORDS CAD 800 885 → CD
→ Text
39
Konzert (1989)
für Violine, Violoncello und Orchester
Das Doppelkonzert für Violine
und Violoncello entstand 1989 als
Auftragswerk des Süddeutschen
Rundfunks Stuttgart.
Die Komposition, die auf eine traditionelle
Orchesterbesetzung zurückgreift, ist in
zwei Sätzen dreiteilig angelegt. Einem
ersten – schnelleren - Satz folgt ein
langsamer Satz, der mit einer virtuos-
konzertanten Stretta abschließt. In
beide Sätze wurde eine Kadenz für die
Soloinstrumente eingefügt.
Das Konzert ist Saschko Gawriloff und
Siegfried Palm gewidmet.
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op. 47
KONZERT (1991) für Klavier und Orchester
(22‘) Boosey & Hawkes Bote & Bock, Berlin
(Klavier solo – 2,2,2,2,- 3,3,3,0 – Schlagz. –Str.)
Kompositionsauftrag der Badischen Staatskapelle Karlsruhe
UA 31.1.1993, Karlsruhe
Gerhard Oppitz (Klavier), Badische Staatskapelle (Günther Neuhold)
DLF 1993
CADENZA BAYER RECORDS CAD 800 873 → CD
→ Text
47
KONZERT (1991)
für Klavier und Orchester
Das Konzert für Klavier und Orchester entstand 1992 in Venedig
als Auftragskomposition des Badischen Staatstheaters und ist
dem Pianisten Gerhard Oppitz und dem damaligen Dirigenten
der Badischen Staatskapelle Günter Neuhold gewidmet.
Das Werk ist dreiteilig angelegt: Einem ersten „Maestoso“-Satz
folgt ein „Adagio“, das unmittelbar in die „Impetuoso“-Stretta
einmündet. Als Untertitel, mehr noch als geistiges Motto, dient
ein Vers, der dem späten Gedichtband EINGEDUNKELT von
Paul Celan entnommen ist: Ein Ton reißt an den Siegeln, die du
erbrichst.
Es ist Celans Gedankenwelt, der sich Pflüger besonders
verbunden fühlt und die ihn schon zu mehreren Kompositionen
– für Sologesang als auch für Chorensemble, wie beispielsweise
STIMMEN – angeregt hat.
Beim vorliegenden Klavierkonzert ist der Konnex assoziativ zu
verstehen, aber auch wörtlich zu nehmen, so in der teilweise jäh
auffahrenden und aufbrechenden musikalischen Gestik, die sich
dem Hörer unschwer erschließt.
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op. 54 b
3 TRAKL-GESÄNGE (1995)
(aus „Memento Mori“)
für Bariton und Orchester (20`)
CADENZA BAYER RECORDS CAD 800 910 → CD
CADENZA BAYER RECORDS CAD 800 855 → CD
op. 58
„...eisig ist die welt außen...“ (1997)
für Tenor, Horn, Schlagzeug und Streicher
Kompositionsauftrag der Deutschen Kammerakademie
UA 15.3.1998 Neuss
Andreas Weller (Tenor), Andrew Joy (Horn)
Deutsche Kammerakademie (Johannes Goritzki)
WDR 1998, DLF 1998, SR 1998
→ Text
58
„...eisig ist die welt außen...“ (1997)
Für Tenor, Horn, Schlagzeug und Streicher
Die Komposition „...eisig ist die welt außen...“ für Tenor, Horn, Schlagzeug und
Streicher, nach Tagebuch-Texten und Lyrik des autistischen Lyrikers Birger
Sellin, entstand 1997 in Italien, und zwar auf Anregung des Solohornisten des
Kölner-Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Andrew Joy. Ihm ist die Komposition
auch gewidmet.
Für den Komponisten ergab sich beim Kennenlernen der Texte von Birger
Sellin sofort eine starke Beziehung, denn das Fragmentarisch-Expressive
interessierte ihn nicht erst seit seiner Vertonung der „Fragmente“ von Friedrich
Hölderlin im Jahr 1978 für Stimme und Klavier. Die Auswahl beschränkte sich
auf solche Texte, die nicht nur auf das persönliche Schicksal des Autisten
Bezug nehmen, sondern solche über die um sich greifend Sprachlosigkeit der
heutigen Welt („ich liebe die sprache über alles/sie vermittelt zwischen den
menschen“), die Vereinsamung („tränen mitten in der wüste“), Gefühlskälte
(„eisig ist die welt außen“) und auch über die Isolierung von Behinderten
(„ohne Sprache sind wir tote isolierte ausgestoßene apparaturen). Der Lyriker
gibt uns jedoch auch eine hoffnungsvoll positive Perspektive, wenn er im
letzten vertonten Gedicht verkündet: „ein heilendes wasser ergießt sich über
die Wunden“.
Ein wesentlicher Aspekt der Komposition sind die Schlagwirkungen. So wird
neben der Verwendung der eigentlichen Schlaginstrumente Pauken, Becken,
Tamtam, Holzblock, Triangel – auch der Schalltrichter des Horns und der
Korpus der Streichinstrumente zum Schlaginstrument. In der Vertonung
ist das Abrupte dominant, das Abbrechen, der Aufschrei, und gleichzeitig
weitestgespannte Melodik in Gesangsstimme und Horn. Erst am Ende
des vertonten Zyklus, wo es heißt: „aus tausend inneren quellen werden
wasserbäche hervorströmen und innere inselweisheiten ausströmen/ein
heilendes Wasser ergießt sich über die wunden“ , dürfen sich alle Instrumente
mit dem Sänger zu einem fast hymnischen Gesang aufschwingen.
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op. 59
TUBA MIRUM (1998)
für Orgel, Blechbläser und Pauken
EDITION TONGER GmbH, Karlsruhe
UA 26.2.1999, München
Hartmut Leuschner-Rostoski (Orgel),
Brass Tendenz Nürnberg
op. 60
PATCHWORK (1999)
für Schlagzeug und Streicher
(10‘) EDITION TONGER GmbH, Karlsruhe
Kompositionsauftrag des Stuttgarter Kammerorchesters
UA 8.5.1999 Stuttgart
Stuttgarter Kammerorchester (Dennis Russel Davies)
CADENZA BAYER RECORDS CAD 800 873 → CD
→ Text
60
PATCHWORK 1999
Für Streicher und Schlagzeug
Die Komposition PATCHWORK 1999 für Streicher und Schlagzeug
entstand als Kompositionsauftrag der Stadt Bietigheim und auf
Anregung von Dennis Russel Davies.
Ihm und dem Stuttgarter Kammerorchester ist PATCHWORK
gewidmet.
Die Stimmen des Streichorchesters sind geteilt, teilweise sind
einzelne Instrumente auch solistisch verwendet. Das Schlagzeug
in kleiner Besetzung wird – zusammen mit den Pauken – meist
nach seiner klanglichen Wertigkeit eingesetzt.
Das bildnerische Schaffen des amerikanischen Malers
Jackson Pollock (1912-1956) gab den Anstoß zur Komposition.
Wie bei seiner Malerei ist auch für die Musik – neben dem
Patchworkgedanken – das Durchdringen und Zerfließen von
Flächen und Linien bestimmend. Dies wird als Andeutung dessen
interpretiert, daß Vergangenes und Unbewußt-Fernes gleichzeitig
neben der Zerrissenheit der Gegenwart existiert.
So darf diese Komposition durchaus als Hommage an Jackson
Pollock verstanden werden. Hans Georg Pflüger
„PATCHWORK 1999“ ist die letzte vollständige Komposition Hans
Georg Pflügers. Der Komponist starb völlig überraschend am 9.
März 1999. Deshalb blieb die Reinschrift unvollendet.
Als Freund und musikalischer Vertrauter habe ich die wenigen
noch fehlenden Angaben in den Pauken- und Schlagzeugpartien
nach bestem Wissen und Gewissen analog den Vorgaben ergänzt.
Dabei hat mich Everad Sigal in dankenswerter Weise unterstützt.
Siegmund Nimsgern im März 1999
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